Ätherische öle


Die Gewinnung

Ätherische Öle haben im allgemeinen nichts mit den uns bekannten Speiseölen, den sogenannten fetten Ölen, zu tun. Chemisch betrachtet handelt es sich vielmehr um leicht flüchtige Substanzen welche aus unterschiedlichen organischen Stoffen bestehen, den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Diese Stoffe sind im Großen und Ganzen für die Ausbildung unterschiedlichster Duftstoffe, sowie für die medizinische Nutzbarkeit der Pflanze verantwortlich. Für die Gewinnung von ätherischen Ölen können unterschiedlichste Methoden angewendet werden, wobei die älteste die sogenannte Wasserdampf-Destillation ist. Weitere Methoden zur Gewinnung von ätherischen Ölen sind die Exktraktion (Aloholische-, & Kohlenstoff-Extraktion), die kalt Pressung von Frischpflanzen im Fall von Zitrusfrüchten, und besonders bei Rosen, die sogenannte Enfleurage. Welche Methodik wann angewendet werden sollte hängt von der verwendeten Pflanze bzw. Pflanzenteil ab. 

Wasserdampfdestillation

Wie bereits erwähnt zählt die Wasserdampf-Destillation zu den ältesten Gewinnungs- bzw. Auftrennungsmethoden von pflanzlichen Inhaltsstoffen. Da es bereits reichlich Information über die Geschichte und die Trennungseigenschaften der Destillation im Internet zu finden gibt, möchte ich an dieser Stelle gleich mit den von uns verwendeten Apparaturen für den für die Gewinnung und Auftrennung von ätherischen Ölen fortschreiten. 

Die zwei gängigsten Apparaturen zur Für die Wasserdampfdestillation sind:
Beide Systeme zeigen bei der Herstellung von ätherischen Ölen ihre eigenen Vor- und Nachteile auf, die in den nächsten Zeilen näher erklärt werden.
Die Kupferdestille ist in ihrer Art die älteste Destilliervorrichtung, wird aber auch noch sehr gerne in der heutigen Zeit verwendet. Prinzipiell unterscheidet sich eine Destille welche zur Gewinnung des Trinkalkohols (Ethanol) verwendet wird nicht von einer Destille die zur Gewinnung von ätherischen Ölen benutzt wird - das Auftrennungsprinzip bleibt das gleiche! Im Hinblick auf die Ausbeute von reinem ätherischen Öl die mit einer Destille erreicht werden kann, gibt es aber sehr große Unterschiede. Den größten Unterschied findet man am Kondensor der Destille, dieser weist eine größere Oberfläche auf wodurch mehr von dem Öl-Wassergemisch kondensierten kann. Die besten Ergebnisse wurden von uns mit der Destille von Copper Garden - Leonardo. Dabei handelt es sich um eine Destille mit 2-3 l Fassungsvermögen - was auf den ersten Blick wenig erscheint, reicht aber in den meisten Fällen für den privaten Gebrauch. Ihr Vorteil liegt in ihrer Größe, dem von Leonardo Da‘Vinci inspirierten Design und in der extrem guten Hitze-Leitfähgikeit des Kupfers. Ein Nachteil findet sich in der Reinigung, besonders nach der Destillation von Harzen und anderen stark riechenden Pflanzen, wie z.B Lavendel, Zimt, ... Die Reinigung ist im Vergleich zur Reinigung einer Glasdestille - welche durch ihre glatte Oberflächenstruktur weniger Geruch annimmt - aufwändiger, lässt sich aber durch Zitronensäure und anschließender Leerdestillationen (nur mit Wasser) gut in den Griff bekommen.

Zusätzlich zur Destille sollte auch der richtige Aroma-Korb angeschafft werden. Dieser ist beider der Gewinnung von ätherischen Ölenessenziell. Er verhindert ein Anbrennen der Pflanzen im Kessel der Destille, was andernfalls zur Bildung von unangenehmen Gerüchen beitragen könnte. Dafür wird vor Beginn der Destillation und vor derBefüllung mit den zu destillierenden Pflanzen, der Korb in einem Abstand von 5-6 cm in den Kessel der Destille eingesetzt.

Nun zur Glasdestille!  Diese ist im Aufbau zwar um einiges Komplexer und verlangt mehrere Einzelteile im Vergleich zur Kupferdestille, funktioniert aber ebenso nach dem exakt gleichen Prinzip. Vorteile liegen hier deutlich in der individuellen Anpassung der Apparatur - es können Kolben in verschiedenen Größen verwendet werden wodurch man sich leichter an die Menge des zu destillierenden Krautes richten kann - und in der Reinigung. Da die Oberflächenstruktur von Glas im Gegensatz zum Kupfer glatt ist, ist auch die Reinigung und die damit verbundene Neutralisierung des Geruchs einfacher. Im Handel werden dafür spezielle Glasreiniger angeboten, wobei man vor dem Kauf auf die „Lebensmittel Echtheit“ des Reinigers achten sollte. 


Extraktion

Manche sekundäre Inhaltsstoffe von Pflanzen sind in ihrer chemischen Struktur sehr instabil. Gerade bei diesen Pflanzen sollte eine schonendere Gewinnung des Öls bevorzugt werden um erstens eine bessere Qualität und zweitens einer größere Ausbeute zu erzielen. Pflanzen die zu dieser Gewinnungsmethode zählen sind vor allem der Jasmin, die Benzoe und der Flieder.

Der Ablauf einer Extraktion ist einfach und benötig in den meisten Fällen nur wenig Know-How. Die zu extrahierenden Pflanzen werden mit einer ausgiebigen Menge des Lösemittels (z.B. Alkohol) übergossen, was das Lösen der pflanzlichen Inhaltsstoffe bewirkt. Nach einige Tagen, können die Pflanzenreste entfernt werden, und das Lösemittel, welches das gesamte Spektrum an alkohollöslichen Inhaltsstoffen beinhaltet, eingedampft werden, um das ätherische Öl zu erhalten. Gerade die ätherischen Öle von Harzen lassen sich sehr gut durch eine alkoholische Extraktion gewinnen - obwohl aber auch eine Wasserdampfdestillation möglich wäre, diese aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Für weiterführende Informationen bezüglich der Anwendung von Extraktionen, kann ich as Buch „Destillation, Absorbtion und Extraktion empfehlen.

CO2-Extraktion

Die Kohlenstoffextraktion ist ein besonders modernes Verfahren bei dem überkritischer Kohlenstoffdioxid/Butan für die Extraktion verwendet wird. Durch den hohen Druck im Extraktor ist es möglich, ätherische Öle durch besonders niedrige Temperaturen zu gewinnen. Der hohe Druck im Extraktor sorgt dafür, dass das eigentliche gasförmige CO2 flüssig wird, wodurch es das Pflanzenmaterial wie ein Lösemittel durchfließen kann. Durch die niedrige Temperatur bei der Gewinnung des Öls werden auch besonders hitzeempfindliche Stoffe gelöst, wodurch sich das chemische Spektrum eines durch Wasserdampfdestillation erzeugten Öls stark von dem eines durch CO2-Extraktion gewonnenen Öls unterscheidet. Da Apparaturen welche mit überkritischen Gasen betrieben werden können sehr teuer in der Anschaffung sind, eignet sich diese Methode nicht besonders für den privaten Gebraucht.


Pressung von ätherischen Ölen

Neben den normalen fetten Ölen, können auch ätherische Öle kaltgepresst werden. Die Pressung eignet sich am besten bei Zitrusfrüchten, bei denen durch eine gewöhnliche Wasserdampfdestillation nur geringe Ausbeuten erreicht werden können. Durch die sogenannte Kaltpressung, werden die in der Schale befindlichen Ölzellen angeritzt, wodurch das ätherische Öl freigegeben wird. Durch eine anschließende Zentrifugierung wird der flüssige Teil von festen Pflanzenteil getrennt, wodurch das Öl wiederum leicht abgeschieden werden kann. Da bei der Kaltpressung nur wenig Wärme durch Reibung innerhalb der Maschine entsteht, handelt es sich hierbei um eine besonders schonende Gewinnungsmethode. 



Enfleurage

Die Enfleurage wird schon seit vielen Jahrhunderten zur Isolation von Geruchsstoffen aus stark duftenden Blüten angewendet. Wie der Name bereits erwähnen lasst, handelt es sich hierbei um ein Verfahren, dass seine Wurzeln in Frankreich hat. Das wohl bekannteste Öl, welches durch diese Technik gewonnen wird, ist das sogenannte Damascena-Rosenöl. Wie sicherlich schon vielen bekannt, ist das echte Rosenöl mit einem Kilopreis von 25 000 - 30 000 € eines der teuersten Öle der Welt.